Montag, 5. Juni 2006
Jörg Thadeusz | Deutsch ist ...
Berliner Zeitung

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... vier Stunden neben einem freundlichen Mann in einem Zugabteil zu sitzen, ohne ein einziges Wort mit ihm zu reden.

... hinterher Recht haben. Wie die Hundertschaft von Psychologen, die heute genau weiß, was mit dem 16-jährigen Messerstecher vom Regierungsviertel über Jahre falsch gelaufen ist.

... sich weiterhin klein zu machen, auch wenn man längst groß rausgekommen ist (total bodenständige Heidi Klum, superbescheidene Nina Hoss)

... hinten sicher zu stehen (Schämt Euch!)

... Vorfreude zu entwickeln, weil der Hund der Eltern im Spätsommer noch mal zwei Wochen zu Besuch kommt.

... gegen die eigene Schüchternheit eine große Sonnenbrille als letztes Mittel einsetzen zu müssen.

... die Frischgewaschenheit der kleinen Mädchen, die im ZDF-Morgenmagazin die Nachrichten vorlesen.

... die freudlose Behauptung, dass man "an einer Beziehung auch arbeiten" müsse.

... Angst davor zu haben, was mit der Beziehung passiert, wenn an ihr nicht genug gearbeitet wird.

... bei der Weltmeisterschaft für England zu sein und den Holländern ein frühes Ausscheiden an den Hals zu wünschen.

... seiner Uniform treu zu bleiben. Der Bundestagsbürokrat trägt Anthrazit, die Journalistin niemals Minirock und der Sozialpädagoge womöglich Zopf, aber in jedem Fall Sandale barfuß.

... eine Sprache, die beim Aufwachen immer wieder wunderschön ist. Gleichgültig, ob sie vorher ein außenpolitischer Sprecher, die Heuschrecke von einer großen Bank, oder ein Nazi-Dummkopf ins Koma geprügelt hat.

... etwas konsequent durchzuführen. Wie die akkurate Abkehr vom Filterkaffee, seit Berlin-Mitte-Frauen in bunten Gummistiefeln glauben, es sei sehr weltläufig, Latte Macchiato aus dem Pappbecher zu trinken.

... der Döner Kebap. Wahrscheinlich sind auch die Chicken Curry Pizza und der Thunfisch-Sandwich mit Schnittkäse eine deutsche Erfindung.

... der General im Radio, der erklärt, warum es sinnvoll ist, deutsche Soldaten in den Kongo zu schicken und warum es nichts mit Angst zu tun hat, wenn die Soldaten keine Lust haben, dorthin zu fahren.

... die Veranstaltung von Sondersendungen, wenn Benedikt XVI. nach Auschwitz reist. Gibt dem Reporter mehrmals die Gelegenheit von einem "bewegenden Moment" zu sprechen. Obwohl es spannender wäre, wenn er seine eigene Anspannung beschreiben würde, weil er in einem solchen Moment echt keinen Fehler machen darf.

... der mollige "Spiegel"-Redakteur aus dem Ressort Kultur. Dem nach fünfzehn leichtfüßig verbrachten Jahren im Ausland wieder nach Schwarzbrotschwere zu Mute war und der deswegen uns anderen aufgeschrieben hat, wie wir uns als Deutsche selber lieben lernen.

... der Nachtfrost. Der sich nur endlich verpfeifen muss, damit alle lange draußen sitzen können und bei Wein und Wärme so mit sich zufrieden sind, dass sie die spannendsten Patriotismusdebatten verpassen.

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Deutsch ist,
lange Listen davon zu machen, was Deutsch ist ... :o)

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Allein die Diskussion, was denn nun typisch deutsch ist, ist typisch deutsch.

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fehr sein :o)
... der Döner Kebap. Wahrscheinlich sind auch die Chicken Curry Pizza und der Thunfisch-Sandwich mit Schnittkäse eine deutsche Erfindung.
WER bitteschön ißt Chicken Curry Pizza?

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Wer interessiert sich dafür, wie oder was es ist, Deutsch zu sein? Ich bin ich und interessiere mich hauptsächlich dafür, wie Du bist, wie der Rest der Kommentierenden und Blogschreibenden so ist, der Mensch, das Individuum an sich sozusagen. Gestern gab es hier in der sehr angesehenen Zeitung Dagens Nyheter die Wochenendbeilage zum Thema Deutschland. Natürlich begründet durch die WM. Aber man hat sich nicht lumpen lassen und brachte Specials zu Essen, Reisen, Musik, Arbeitswelt, Politik, Liebe und Jugend. Und soll ich Dir was sagen, wir kommen besser weg, als wir selber glauben mögen. Einfach mal weniger in Frage stellen, und mehr Leben wagen. That`s it.

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Meinst du wirklich? Dürfen wir das? Können wir das? Wollen wir nicht doch noch einmal drüber reden? Eine Liste machen, mit den Punkten, die uns an uns Deutschen stören, natürlich immer an den anderen, die ganz lang sein wird, und mit Punkten, die ganz allgemein gut an uns Deutschen sind, fällt uns aber auf Anhieb nix ein. Hihihihi.

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