Samstag, 18. Juli 2009
N°9 | Arsenne & Spitzenhäubchen

© Prieditis. Aquarell auf Karton. 13.07.2009.


Guten Tag, werte Frau Bona,

ich schätze, im bretonischen Kalender ist morgen Neujahr. Überall in der reichlich vorhandenen Gegend baut man Feuerwerk auf und findet Einladungen zu "Pumpen-Bällen". Da bin ich mal gespannt...

Eigentlich möchte ich Ihnen von gestern berichten. Es war nämlich Keltentag in Pont-l’Abbé. Die unterschiedlichsten Trachten der Region wurden präsentiert. Dabei fiel mir auf, daß die jungen Danke Leuchttürmen gleiche Spitzenhäubchen trugen. Und das mit dem Leuchtturm ist auch der eigentliche Sinn dieser kunstvollen Hauben. Die unverheirateten Fräuleins stellen nämlich ein Teelicht hinein und locken damit des Nachts, wie die Glühwürmchen, die Junggesellen an. Verheiratete Damen stellen auch ein Teelicht hinein, wenn sie abends ihre angetrunkenen Männer aus der Kneipe auslösen und nach Hause geleiten...

Doch es gibt natürlich noch viel, viel mehr zu berichten! Zuerst dacht ich nämlich, ich sei unter die "Amish" geraten. Aber da war ja die Musik! Aus allen Ecken dröhnte der Dudelsack und das Bandoneon! Wie soll ich es mir schildern? Kennen Sie den Film, in dem einige Freizeitsoldaten der US-Nationalgarde sich in den Sümpfen verlaufen und Streit mit den dort lebenden "Cajun" anfangen? (Nö?! - Anm. d. Bona) Ge-nau-so eine Musik ist das. Allerdings sind die Bretonen aufgehübschter, als die Zottelbärte des Films.
Wenn man Zeit, Muße und genügend Hunger hatte, konnte man sich anstellen um Essensmarken zu kaufen und danach konnte man sich anstellen um ausgesuchte Delikatessen zu erwerben. Ganz so wie bei uns daheim auch. Ich hatte keine Muße und ließ "Moules Frites" (Gab es da nicht ein neues Fritten-Blog? - Anm. d. Bona) links liegen. "Moules Frites" sind übrigens nicht "frittierte Muscheln" sondern "Muscheln mit Fritten", nur so nebenbei. Ich suchte vielmehr eine kleine, keltisch verzierte Pinte auf. Von den am Tresen stehenden Anwesenden wurde ich zunächste sehr kritisch beäugt, ganz nach der Devise: "Wat will der Sack da? Wir sind komplett"" Sogleich zückte ich meine diatonische Mundharmonika (die chromatische war ja noch im Koffer), rezitierte einige auswendig gelernte Verse der "Dubliners" und wurde stehenden Fußes herzlich in die Runde aufgenommen. Meine "Sideburns" waren dabei sicherlich auch behilflich... und überhaupt: In Galizien (da, bei Spanien) und in Schottland (bei irgendwo) hatte es schließlich auch geklappt!
Denn die Bretonen, so schrieb Dumas, sind die Schotten Frankreichs! Morgen wahrscheinlich mehr!

Außer Puste grüßt Sie, Ihr Eric Prieditis.


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Wendy.
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