Donnerstag, 13. Januar 2011
N°2 | Eric Prieditis


.... -> Tag 2.

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28/12/2010
Werte Frau Bona,

von wegen dem Handlungs- und Erzählstrang käme nun eigentlich die Anekdote über den "wilden" Taxifahrer und die Fahrt zum Supermarkt. Aber der Brief, in dem ich die Geschichte bereits in Ansätzen erwähnte, befindet sich bestimmt schon im Thor Heyerdahl und Söhne Cie. Klepperboot. Ich weiß nun gar nicht mehr, was ich Ihnen schreib. Um Sie nicht zu langweilen, werde ich dies nach meiner Rückkehr ergänzen. Seien Sie mir nicht gram. Es gibt auch so genug zu berichten!

Der Tag begann, wie die Tage zuvor, ohne besondere Vorkommnisse. Vielleicht davon abgesehen, daß ich den Weg zum Supermarkt dieses Mal zu Fuß bewältigte. Natürlich nur wegen des CO2-Fingerabdrucks! Vorbei an auf der Müllhalde weidenden Kühen, sowie diversen Moped-/ und Automobilvermietungen.

Nachdem ich mich zwei-/dreimal verlaufen hatte und einige streunende Hunde (bloß nicht beachten!) passierte, fand ich zurück zur Hauptstraße, oder das, wofür es sich hält.
Waren in den engen Gassen der Hinterwelt noch Hundehaufen zu beachten, halt es nun, besonders vorsichtig zu sein wegen:

a| dem ungewohnten Linksverkehr
b| der Verkehrssituation im Allgemeinen
c| der Löcher (also richtige Löcher, nicht solche Mulden, wegen der wir bei uns daheim die Stadtverwaltung bemühen
d| der Opferschalen, die überall den ca 15 cm breiten Gehweg säumen.

Auch hier wieder: überalle Freunde, die freundlich aus der Hocke heraus grüßten und ihre Groß- und Einzelhandelwaren feilboten. Elektronische Speichermedien gab es übrigens auch. Ein Händler warb damit, daß seine DVD's nur von Original-DVD's stammten und keinesfalls im Kino abgefilmt seien. Ich nahm mir vor, in den kommenden Tagen einmal spaßeshalber nach einer Staffel "Auf Achse" zu fragen. Nur interessehalber, ohne Kaufabsicht. Die hab ich nämlich schon daheim. Ich werde (vielleicht) berichten.

Endlich erreichte ich den Supermarkt. Ach was, eher ein Einkaufszentrum mit vielen angeschlossenen Bars und Restaurants, einer französischen Bäckerei gar, Interessierte mich aber nicht so sehr. Der Supermarkt war ja das Ziel.
Innen fand ich ein liebevoll präsentiertes Warenangebot. Viele waren zu Pyramiden und Türmchen augebaut und ich mußte mich schon sehr zurücknehmen, denn die Versuchung, ganz unten aus der Pyramide einen Artikel herauszuzerre, war doch arg groß. Einzig störend empfand ich die musikalische Berieselung. Es klang ein wenig nach Peking-Oper. Vornehmlich Zymbeln. Carl Orff hätte seine wahre Freude daran gehabt. Ich nicht. Dennoch verweilte ich einige Zeit darin.

Auf dem Rückweg, schwer bepackt, dachte ich ernsthaft daran, mich nach meiner Rückkehr in die Heimat umgehend zum Balkenturnen anzumelden.
Nach diesem Rückweg, der wahrlich kein Spaziergang war, hätte ich bestimmt einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung, der mich bei sportlichen Wettkämpfen in dieser Disziplin sicherlich einige hübsche Medaillen eingebracht hätte.



Kurz vor Einbruch der Dunkelheit - es gibt hier keine Dämmerung, bewaffnete ich mich mit einer Taschenlampe und flanierte über diverse Stücke von Asphalt, Schotter, Schutt sowie Lehm und Sand hinaus zum Strand.

Ich hatte Hunger und nun ein landestypisches Lokal zum abendlichen Speisen aufsuchen. Das imposante Tor zum Strand (Teil einer nie fertiggestellten Hotelanlage), welches jeder Festungsanlage der Vor- und Frühgeschichte gut zu Gesicht gestanden hätte, eröffnete den Blick auf - wer hätte das gedacht - fliegende Händler, deren Zahl Legion schien.
Nebenbei bemerkt, auch sie waren allesamt meine Freunde. Zeitverschiebungsmäßig eingelebt, konnte ich sie mir, zumindest für den Moment, freundlich lächelnd vom Hals halten.

Die Strandlokale waren bestens besucht. Mir war es zu voll und so ging ich weiter, bis ich eine Wellblech, ja, was war das eigentlich? Eine Baustelle? Eine Wohnanlage der Armen? Jedenfalls tat diese Wellblechanordnung, was man bei Seewind von ihr erwartete: sie fühlte sich als verhindertes Orff-Instrument und spielte gar munter drauf los. "Faszinierend" dacht ich und kehrte in eine nahestehende Strandhütte ein, deren Sitzplätze immerhin von zwei Einheimischen besetzt waren.
Unter Verachtung der deutschen Lebensmittel- und Hygieneverordnung vermied ich einen genaueren Blick auf den offenen Kühlschran, sowie die einzusehende Küche.
Mein Bier trank ich, wie zu besten Teenager-Zeiten (nur aus anderem Grund), mit dem Strohhalm direkt aus der Flasche. Vor allem wegen der Reisebasisdaten....

Ich variierte meine Lieblingsbeschäftigung zu "sitzend-aus-der-Strandhütte-aufs-Meer-gucken" und dachte, nachdem ich Mie-Goreng bestellte: "Wenn ich Glück habe, so erwische ich genau die kleine Lücke in der schwarzen Wand, da hinten am Horizont". (Man beachte das Aktiv!) Wenige Minuten später entfuhr mir ein lässiges: "Na, dann eben nicht!"

Es wurde finster wie im Bärenpopo, der Wind frischte ein wenig auf, dann etwas mehr und binnen Sekunden ergoß sich ein Regenschauer, der seinesgleichen sucht! Mittlerweile kämpfte ich mich im 45°-Winkel zur Theke, den Sitzplatz hatte ich aufgegeben, und erwartete mein Mie-Goreng. Ich bekam schließlich Nasi-Goreng. Egal, die Hauptsache war doch: warm. Ob es gut war? Das werden Sie morgen erfahren (ich auch).

Beste Grüße, Eric Prieditis

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Sie sind so fleißig!
Möchten Sie lieber ein Foto von den Opferschalen, einem gekörnten Brühe Himmel oder so ein ulkiges Gehwegloch?

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Schreiber und Schreiberin - ein Hoch.

Ach ist das erfrischend (auch wenn ich zwischendurch schweißgetränkt vom Text bin) : )

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@ prieditis
eigentlich möchte die bona eins mit dem ausblick von ihrer veranda und dafür, datt se heute wieder fleissig is, ditt funny gehwegloch!

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@ sid
danke. hach, it würd jewürdicht! das jetippe bzw. die verrenkung nach m orijinaaaltext dabei, führte och bereits zu eina mittelprächtich nervigen ws-blockade und so lag frau bona jestern abend im schlammparadies.

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bitteschön, das Loch
(c) eric prieditis
Da muss man wirklich funky sein, um darüber zu steigen ;o)

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Der Blick
(c) eric prieditis

Gut, es ist nicht von der Veranda aus geknipst. Ich schleppte mich zwischendurch in die erste Etage, da muss ich versehentlich den Auslöser...

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das loch hat gut lachen ist ein fall für gesichter!! es hat wahrlich ein beeindruckendes ausmaß.

bellevue:
sie lümmelten doch nicht etwa tagelang in dem bett herum?

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Tagesbett
Nur, wenn es nicht regnete. Dann rollte ich mich in jenes, welches überdacht war. Wenn nicht der faule Hund darauf Platz nahm. (Wollen Sie davon auch ein Lichtbild?)

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yes, please! frau bona tippt auch schon wieder fleissig ihre erlebnisse ab.

-> sie hätten es schlimmer erwischen können, als dieses bett.

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schlimmer
naja, sie haben ja noch nicht alle briefe ;o)

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Das andere Bett
(c) eric prieditis

aber nur, wenn der Hund weg war.

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